Am Wochenende gab es von Kathi wieder Nachrichten. Aber lest selbst ihren Teil 2 …
Teil 2
Viel Zeit für die Erholung blieb mir aber nicht, denn schneller als ich es je geglaubt hätte, trat genau das ein, was ich befürchtet hatte.
Es war der 8. März, meine Schwester und ich waren zuhause, meine Mutter bei der Arbeit. Wie aus dem nichts kam wieder plötzlich dieser komische Husten und ich wusste sofort, was ich gleich sehen würde: Blut.
Ich lief so schnell ich konnte ins Bad, um dieses Mal nicht wieder mein ganzes Bett rot zu färben. Jetzt durften nur Waschbecken und Toilette daran glauben, wo ich hing, bis dieses Mal der Krankenwagen kam, den meine Schwester wieder rief. Meine Mutter war auch sofort informiert und noch vor den Rettungskräften zuhause.
Es ging also wieder alles von vorne los. Eine Fahrt mit Blaulicht in die Notaufnahme, wieder auf die gleiche ITS, dann sollte wieder eine Bronchoskopie gemacht werden, um zu schauen, wo die Blutung dieses Mal herkommt und die Ursache zu beheben.
Und ab da habe ich dann für eine ganze Weile nichts mehr mitbekommen…
Es kam nämlich zu einigen Komplikationen, es gab erneute starke Blutungen in der Lunge, die nicht mehr gestoppt werden konnten und so blieb den Chirurgen nichts anderes übrig, als mir die gesamte rechte Lunge zu entfernen. Laut Operateur war der rechte Hauptbronchus so kaputt, dass er ihm bereits in den Händen zerfallen ist. Es war also wirklich nichts mehr zu retten.
In die übrig gebliebene linke Lunge holte ich mir eine schöne dicke Lungenentzündung, ein Rechtsherzversagen kam auch dazu und eigentlich war mein Körper ziemlich am Ende. Zu dem Zeitpunkt waren die Ärzte daher ziemlich davon überzeugt, dass es das jetzt war und waren bereit, die Geräte abzustellen. So aber nicht meine Familie. Vor allem meine Mutter flehte die zuständige Ärztin immer wieder an, mich an die ECMO anzuschließen, erst ohne Erfolg.
Aber sie gab nicht auf und versicherte ihr, dass ich das so wollen würde, weil sie mich kennt und genau wüsste, dass ich alles menschenmögliche versuchen würde, wenn es auch nur eine winzig kleine Chance gibt, dafür weiterzuleben. Und damit hatte sie verdammt Recht und dafür, dass sie in dem Moment so für mich gekämpft hat, werde ich ihr immer dankbar sein.
Schlussendlich ließen sich die Ärzte also überreden und schlossen mich tatsächlich an die ECMO an, machten meiner Familie aber trotzdem nicht viel Hoffnung.
Ich lag schlussendlich also knapp vier Wochen im künstlichen Koma, angeschlossen an die ECMO und an ca. 30 verschiedene Medikamente, die ich i.v. durch einen ZVK bekam, zusätzlich hingen gefühlt tausend weitere Schläuche aus mir raus, die auch noch blieben, als sie mich irgendwann langsam wach werden ließen. Die ECMO wurde ich glaube ich nach knapp 8 Wochen wieder los und entwickelte so gute Werte, wie es kein Arzt gedacht hätte.
Anfangs konnte ich mich zwar noch kaum rühren, aber das wurde mit der Zeit alles schrittweise besser. Erst habe ich es geschafft mit Unterstützung im Bett zu sitzen, irgendwann konnte ich mich sogar mit Hilfe in einen Sessel hieven und als das Wetter wieder schöner wurde sind die Schwestern und Pfleger sogar ab und zu mit mir im Rollstuhl rausgegangen an die frische Luft. Es war jedes Mal ein ganz schöner Aufwand, da ich seit dem Koma eine Trachealkanüle habe, über die ich künstlich beatmet werde, d.h. die Beatmungsmaschiene und das ganze Zubehör muss immer mitgeschleppt werden, aber es war jedes Mal ein riesiges Geschenk, wenigstens die Bäume und Blumen vom Krankenhausgelände zu sehen.
Ich möchte jetzt hier aber nicht alles im Detail erzählen, dann kann ich noch 10 Seiten schreiben und werde wahrscheinlich trotzdem nicht fertig. 😄
Ich war schlussendlich knapp ein halbes Jahr auf der Intensivstation, habe nach und nach kleine Fortschritte gemacht und angefangen, langsam meine Lunge zu trainieren, damit ich eines Tages hoffentlich wieder von der Beatmung wegkomme und alleine atmen kann.
Leider kamen mir immer wieder Infekte und Lungenentzündungen dazwischen, weshalb ich noch nicht so weit gekommen bin, wie man es sich erhofft hat. Deswegen bin ich aktuell zuhause, um mich zu erholen, habe hier einen 24-h-Pflegedienst, der mich betreut und wenn ich wieder „fit“ bin, soll es zurück ins Krankenhaus zum Weaning, also zur Beatmungsentwöhnung gehen.