Helfen ist so leicht

Vor ca. 2 Jahren sah ich auf Facebook einen Beitrag, in dem Leute gesucht wurden, die sich zur Trauerbegleitung ausbilden lassen wollen. Irgendwie hat mich das sofort angesprochen. Meine Kinder sind schon recht groß und selbständig und lassen mir wieder mehr Platz für eigene Aktivitäten. Außerdem habe ich vor vielen Jahren einen Beruf gewählt, den ich so nun nicht mehr wählen würde. Ich würde heute eher in die soziale Richtung gehen, aber das kann man ja auch durch ehrenamtliche Tätigkeit. Mich hat diese Ausschreibung sofort angesprochen. Schwierige Themen schrecken mich nicht ab, sie fordern mich heraus. Ich habe persönlich viel Berührung gehabt mit Krankheit und Tod und innerlich für mich schon viel an dem Thema gearbeitet.

Ich habe mich durch die Ausbildung zu nichts verpflichtet, sondern immer die Möglichkeit erhalten zu sagen, dass ich es doch nicht kann. Das war mir am Anfang wichtig. Man weiß nie, wie etwas ist, wenn man es nicht ausprobiert. Alles war offen.

Und ich muss sagen, dass ich entgegen aller Bedenken – vor allem der von Familie und Freunden – viel Freude an dieser ehrenamtlichen Tätigkeit empfinde. Die Ausbildung war großartig. Ich durfte in neue Bereiche schauen und eine andere Art von Menschen mit anderen Schwerpunkten und Einstellungen kennenlernen. Tolle, beeindruckende Menschen.

Ich habe recht bald angefangen in der neuen Kindertrauergruppe mitzuarbeiten. Ich hatte eine unterstützende Funktion und es hat von Anfang an unglaublich Spaß gemacht. Es war ganz anders als ich mir das vorgestellt hatte. Die Kinder waren so dankbar und fröhlich, manchmal nachdenklich, aber nie hat jemand geweint. Für sie war es wichtig, einen Raum für die Trauer zu haben und andere Kinder, die genau so empfinden. Jede Stunde wurde zu einem bestimmten Thema gebastelt. Wir sind Begleiter, keine Therapeuten. Den Kindern sind diese monatlichen Treffen sehr wichtig – und dem begleitenden Elternteil ebenso. Auch sie suchen den Austausch mit anderen zu Themen, die Ihnen allen gleich sind: Urlaub ohne Partner, Verlustängste der Kinder, wie gestaltet man Geburtstage und Weihnachten, was tut man, wenn das Kind gehänselt wird, weil es z.B. keinen Vater mehr hat usw.

Auch hier wurde Raum geboten, während wir mit den Kindern gebastelt und gespielt haben.

Inzwischen bin ich gewechselt und betreue nun eine Jugendtrauergruppe mit. Dort arbeiten wir anders. Basteln ist kaum noch angesagt. Es geht eher um einen Austausch der Jugendlichen untereinander, um anregen und zuhören – um Raum bieten für die Trauer. Auch den Jugendlichen hilft das Treffen sehr und sie kommen immer gerne – in Zeiten von Corona online. Manche Schicksale machen mich schon traurig und nachdenklich. Und das Schöne ist, dass ich ihnen helfen kann durch dieses Angebot. Wir Betreuer reden meist auch über das Gehörte, überlegen und Themen oder wie wir die Eröffnungsrunde gestalten usw.

Der Zeitaufwand dafür ist relativ gering. Alle 4 Wochen findet ein Treffen statt. Das kostet ca. 2 Stunden meiner Zeit. Die Absprache vorher oder das Besprechen danach fallen kaum ins Gewicht. Es macht mir Spaß, mich damit zu beschäftigen, mit den Jugendlichen und anderen Helfern in Austausch zu gehen, Themen zu überlegen und immer wieder zu schauen, wie wir die Gruppe gestalten können in Zusammenarbeit mit unseren jugendlichen.

Habe ich mal keine Zeit – was ich versuche zu vermeiden – ist das auch kein Problem, da wir gut vernetzt sind oder auch mal statt 3 nur eben 2 Begleiter die Gruppe betreuen.

Die Ausbildung habe ich erfolgreich beendet und bin doch traurig darüber, da mir der praktische Input, der theoretische Hintergrund und v.a. die vielen Tipps und Erfahrungswerte der Dozentin sehr wertvoll waren. Es sind viele Dinge dabei, die einem auch im Persönlichen weiterhelfen.

Ich wünsche mir, dass es mehr kostenlose Weiterbildungsangebote für Ehrenamtliche geben würde. Ich würde diese Tätigkeit sehr gerne noch weiter ausbauen.