Am Wochenende gab es von Kathi wieder Nachrichten. Aber lest selbst…

Über zwei Jahre ist es her, dass ich mich das letzte Mal hier gemeldet habe. So oft wollte ich etwas schreiben, aber entweder hat mir die Erinnerung oder die Zeit gefehlt. Oder beides.Aber obwohl ich nun schon so lange gar nichts mehr von mir habe hören lassen, kamen doch immer wieder so viele liebe Nachrichten mit so vielen persönlichen und berührenden Gedanken von Euch, wofür ich mich an dieser Stelle ganz herzlich bedanken möchte. Es ist bewundernswert, wieviele an einen denken und einem immer wieder aufs Neue Kraft schicken, obwohl sie einen nicht einmal kennen. Und genauso faszinierend finde ich, wieviele Menschen doch immer wieder meinen kleinen Blog entdecken und selbst Kraft daraus ziehen können, das ist ein sehr schönes Gefühl.Bevor ich mich daransetze, endlich mal wieder eine Fortsetzung zu der Zeit von damals zu schreiben, möchte ich Euch erstmal erzählen, was in der letzten Zeit so los war, denn da gibt es einiges.Ich hatte ja im Sommer 2020 mit meinem Medizinstudium angefangen, war überglücklich, dass ich diesen Studienplatz bekommen habe, hatte mein erstes Semester und die erste Prüfung geschafft und habe dann auch noch die folgenden drei Semester gemacht. Das Studium war die meiste Zeit sehr anstrengend für mich. Das viele Lernen überwiegend vom PC Zuhause aus hat dem schönen Studium leider viel genommen und man musste sich die meiste Zeit ziemlich zusammenreißen, um sich zu motivieren. Aber irgendwie ging es und mit der Zeit kamen nach und nach auch ein paar Kurse dazu, die in Präsenzlehre stattfanden und dann hat es auch endlich angefangen, richtig Spaß zu machen.In dieser Zeit hatte ich aber leider wieder neue Metastasen und musste, nachdem ich bereits schon das letzte Mal an der Lunge bestrahlt wurde, wieder mit dem CyberKnife behandelt werden. Die Therapie an sich war nicht wirklich anstrengend. Von der Bestrahlung an sich habe ich nichts gemerkt. Natürlich ist man erschöpft und müde, aber da gibt es schlimmere Nebenwirkungen. 😄 Mir ging es auf jeden Fall so gut, dass ich nebenbei meine Uni machen konnte (war ja eh alles nur online 🤭)

Leider fing sich dann aber danach mein Allgemeinzustand an zu verschlechtern. Schon ziemlich bald entwickelte sich chronischer Husten und vor allem Atemnot, die langsam immer stärker wurde und die auch leider mal wieder nicht von Anfang an wirklich ernst genommen wurde.

Das Ganze zog sich über Wochen, immer wieder wurde ich mit Cortison behandelt, immer wieder wurden CTs und Röntgenbilder von der Lunge gemacht. Es hieß, es handelte sich wahrscheinlich um eine strahlendbedingte Lungenentzündung. Mittlerweile war die Atemnot so schlimm, dass ich zuhause kaum zu uns in den zweiten Stock gekommen bin, weil mich die Treppen so überfordert haben. Genauso schlimm war die Treppe zur S-Bahn, wenn ich morgens zur Uni musste, es hatte nämlich inzwischen die Präsenzlehre gestartet. Ich habe mir bereits Strecken herausgesucht, bei denen ich die Gleise auch mit einem Fahrstuhl oder einer Rolltreppe erreichen konnte, weil es anders nicht mehr ging.

Eine große Herausforderung war dann die Treppe zu dem alten Hörsaal, in dem ich am 11. Februar letzten Jahres noch meine Semesterabschlussprüfung geschrieben habe. Ich habe es gerade so dorthin geschafft, irgendwie diese Prüfung geschrieben und bin danach dann irgendwann völlig atemlos zuhause in mein Bett gesunken.

Bis zu diesem Zeitpunkt ging es mir zwar nicht gut, aber irgendwie war diese Atemnot mittlerweile normal geworden und ich hatte die Hoffnung, dass wenn die Wirkung der aggressiven Bestrahlung irgendwann nachlässt, selbstverständlich auch die Atemnot wieder besser wird. Ehrlich gesagt war ich (mal wieder völlig unbegründet) einfach davon ausgegangen.

Wie unbegründet das war, lernte ich dann am nächsten Abend. Ich hatte schon die letzte Nacht nicht gut geschlafen, zum Teil nur im Sitzen, da ich keine Luft bekam, außerdem hatte ich zwischendurch starke Schmerzen in den Beinen und meine Knie waren ziemlich dick. Das hatte sich nicht geändert und meine Mutter machte sich bereits ziemliche Sorgen. Sie meinte, sie würde diese Nacht mal ihr Handy anlassen, damit ich sie anrufen könnte, falls etwas ist.

Und wie das Leben so spielt hatte sie sich gerade von mir verabschiedet und sich ins Bett gelegt und auch ich legte mich gerade hin, als ich merkte, dass ich noch einmal husten muss. Ich merkte aber sofort, dass was anders war. Sonst war das ein sehr trockener Husten und plötzlich brodelte meine ganze Lunge. Was ich dann sah war nur noch Blut. Ich hustete und hustete und es kam immer mehr und mehr Blut und für eine Weile konnte ich gar nicht so schnell abhusten, wie neues Blut kam. Ich hatte das Gefühl, langsam würde meine ganze Lunge volllaufen. Und das war der erste Moment in meinem Leben, in dem ich Todesangst hatte. Ich kannte dieses Gefühl nicht. Klar habe ich seit vielen Jahren Angst um mein Leben, weil ich nun mal schwer krank bin, aber das ist etwas anderes.  Todesangst hatte ich noch nie und hätte auch gerne darauf verzichtet zu erfahren, wie es sich anfühlt.

Ich drückte schnell die Kurzwahl meiner Mutter, die sofort angerannt kam und dann versuchten wir dieses ganze Blut aufzufangen, meine Schwester rief den Krankenwagen und dann ging alles relativ schnell. Wie panisch und voller Angst meine Mutter war, war nicht zu übersehen und überhören. Ich wollte sie so gerne beruhigen, aber ich war zu nichts in der Lage. Alles was ich herausbrachte war ein “Ich werde nicht sterben” und dann kam auch bald die Rettung. Ich bekam direkt eine Adrenalin-Inhalation und dann wurde die Blutung endlich besser. Unten im Rettungswagen hatte ich das erste Mal seit Wochen das Gefühl, wieder richtig atmen zu können.

Zum Glück hatte die Inhalation erstmal geholfen, denn wir standen bestimmt noch 20 Minuten bei uns auf dem Parkplatz und warteten auf das Ok einer Rettungsstelle, dass sie mich annehmen. Alle waren voll, nirgends war Platz, erst recht nicht auf den Intensivstationen. Irgendwann hatte sich dann endlich was gefunden und dann ging es auch sofort mit Blaulicht los.

Es folgten anstrengende Tage voller Angst und mit vielen Qualen, aber die geplatzten Gefäße konnten verschlossen und die Blutungen endgültig zum Stillstand gebracht werden.

Ich war zwar noch einige Tage zur Regeneration und Beobachtung dort und es dauerte eine ganze Weile, bis ich wieder auf den Beinen war, aber ich war einfach nur unglaublich froh, dass dieser Albtraum ein gutes Ende genommen hatte.

Allerdings hatte man in der Bronchoskopie, bei der die Blutungen gestillt wurden, gesehen, dass das Lungengewebe ziemlich nekrotisch aussieht und das wahrscheinlich durch die viele Bestrahlung in Kombination mit meinen ganzen Medikamenten so entstanden ist.

Das ließ in mir natürlich etwas die Angst aufkommen, dass etwas ähnliches noch einmal passieren könnte, aber darüber wollte ich zu dem Zeitpunkt nicht weiter nachdenken.

Ich wurde also irgendwann wieder entlassen und versuchte zuhause wieder auf die Füße zu kommen,  nicht nur körperlich, auch psychisch hatte ich noch einiges zu verarbeiten. Das merkte ich z.B. daran, dass ich unglaubliche Panik bekam, wenn ich mit dem Rollstuhl, in dem ich aufgrund meiner Schwäche saß, über Kopfsteinpflaster fahren musste. Ich hatte tierisch Angst, dass durch die Erschütterung wieder etwas platzen und es erneut bluten könnte.

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