In der letzten Woche war ich an einem verregneten Tag dienstlich mit einigen Kindern unterwegs, als alle plötzlich wie angewurzelt stehen blieben und den Leichnam eines stattlichen Frosches mitten auf dem Weg bestaunten. Den können wir hier nicht einfach so liegen lassen, waren sich die Kinder sofort einig. Die Eine suchte einen Stock für den Transport, schon buddelte ein Anderer am Wegesrand ein Loch in die Erde. Ein Mädchen band zwei Stöckchen mit einem langem Grashalm zu einem kleinen Holzkreuz zusammen, ein weiteres sammelte helle Samenschalen, die umherlagen, um den Namen des notgetauften Fränk an der Grabstelle zu verewigen. Inzwischen wurde weiteres Holz, Moos und kleine Taubennesselblüten gesammelt und die Kinder philosophierten darüber, ob auch genügend Menschen das Grab ausreichend wahrnehmen würden. Ich kramte die Straßenkreide aus unserem Bollerwagen und nun ging es erst richtig los. Die Kinder gestalteten den geteerten Wanderweg auf ca. 15 Metern Breite mit den verschiedensten bunten Aufschriften: R.I.P, Sterbedatum, „we love you“ mit Herzchen. Plötzlich hörten wir einen großen Traktor, alle Kinder sprangen zur Seite und es verbreitete sich unter ihnen große Erleichterung darüber, dass Fränk einem noch schlimmeren Schicksal – nämlich posthum auch noch plattgefahren zu werden – dank ihrer Hilfe entronnen war. Nun gab es noch mehr zu schreiben auf den Wanderweg und ein Mädchen meinte, es bräuchte noch eine echte Grabinschrift. So wurde gedichtet. Auf Frosch fanden sie keinen Reim, also vielleicht Kröte? Ja, Nöte, schrie jemand. Man einigte sich schnell und abwechselnd schrieben die Kinder in bunten Farben und großen Lettern: Nun enden alle seine Nöte, hier ruht jetzt Fränk, die Kröte.
Ich stand als Beobachterin am Rand dieser berührenden Szenerie und staunte über die Mischung aus Freude und gleichzeitiger Ernsthaftigkeit, die die Kinder bei ihrem Tun an den Tag legten. Endlich kam die Sonne raus. Die Sonne hatten wir wirklich nötig, waren wir doch alle einigermaßen nass von einem kräftigen Schauer zu Beginn unserer Wanderung. Einer schrie: Fränk war bestimmt der Wetterfrosch und nun bedankt er sich bei uns, in dem er die Wolken vom Himmel schiebt. Als wir nach einer Stunde (incl. Schweigeminute, Lied und Abendmahl) weiterliefen, gab es eine intensive Unterhaltung über die Frage, ob im Himmel nun andere Frösche neidisch geworden seien, weil Fränk so eine schöne Bestattung bekommen hatte und andere achtlos liegen gelassen wurden. Beim anschließenden Picknick sagte ein Mädchen nachdenklich: Wisst ihr, dass das meine erste echte Beerdigung war? Es gab kein anderes Thema mehr! Aber ich sah hinter uns sehr dicke, tiefschwarze Wolken aufziehen und mahnte zum Aufbruch. Schnell wurden wir eingeholt von den Wolken, es gab einen einzelnen krachenden Donner, dann prasselte ein Hagelschauer auf uns herab, der sich sehen lassen konnte. Die Kinder hüpften begeistert durch den Hagel und waren sich nun absolut sicher: Fränk war wirklich der Wetterfrosch gewesen und wollte uns nun all sein Können beweisen. Er bedankte sich bei uns mit einer ganz großen Show!