Barbara Schulz

Geb. 04.05.1941

Am 16.09.20, an einem herrlichen Spätsommertag, trafen wir uns in der kleinen Dorfkirche in Kladow, um von Barbara Schulz Abschied zu nehmen. Auf dem Weg von der Kirche zum Friedhof folgten sehr viele trauernde Menschen dem Sarg, ein endloser Strom.

Wer war Frau Schulz und warum war sie so vielen Menschen ans Herz gewachsen?

Ich möchte davon erzählen, wie ich sie kennenlernte.

1990 war meine Tochter Sophia, die 1984 an akuter lymphatischer Leukämie erkrankt war, mit einem erneuten Rückfall zur Behandlung auf der onkologischen Kinderstation in Berlin Buch. Jürgen Schulz und seine Frau Barbara Schulz kamen auf die Station und berichteten von ihren Aktivitäten im Verein KINDERHILFE e.V., um Familien mit krebskranken Kindern in ihrer schweren Lebenssituation zu helfen. Viele der Eltern, auch ich, wurden Mitglied. Bei den verschiedenen Treffen erfuhr ich, was Familie Schulz schon alles für die betroffenen Familien erreicht hatte. Trotz des schweren Verlustes ihres einzigen Sohnes, strahlte Frau Schulz immer eine herzliche Ruhe aus.

1991 wurden meine Tochter und ich von einer Sylterin, die einem krebskranken Kind eine Freude machen wollte, für eine Woche nach Keitum eingeladen. Herr und Frau Schulz machten dort, auf ihrer Lieblingsinsel, auch gerade Urlaub und kümmerten sich lieb um uns. Sie luden uns z.B. zu einer Dampferfahrt ein und besonders große Freude machten sie meiner Tochter mit einem Besuch der Robbenstation. Frau Schulz strahlte immer Herzlichkeit aus und versuchte Sophia, die von der schweren Krankheit gezeichnet war, Freude zu machen.

Leider waren meiner Tochter nicht mehr viele Jahre vergönnt. Sie starb 1993. Frau Schulz hat mir in dieser Zeit geholfen den Schmerz zu verarbeiten. Durch Gespräche wie sie selber den Tod ihres Sohnes verarbeitet hatte und wie sie durch Aktivitäten für andere Betroffene wieder Mut und Kraft bekam. Durch ihr Verständnis und ihre Herzlichkeit in dieser schweren Zeit sind wir uns besonders nahegekommen.

So wie sie uns in dieser schweren Situation Nahe war, hat Barbara Schulz vielen anderen betroffenen Eltern mit ihrer offenen, herzlichen Anteilnahme geholfen. Sie war immer an der Seite ihres Mannes und hat seine Arbeit unterstützt. Als Paar ergänzten sie sich bei der Arbeit für den Verein KINDERHILFE e.V., den sie gemeinsam gegründet hatten. Man kann sagen, dass sie die Seele des Ganzen war. Als betroffene Mutter ist sie auf die Familien zugegangen und hat ihnen zugehört und geholfen. Sie strahlte eine große mütterliche Ruhe aus, die Vertrauen einflößte. Für die vielen Veranstaltungen und Basare hat sie unermüdlich Kuchen gebacken, Marmelade gekocht und in Gesprächen Optimismus vermittelt.

Mit Barbara Schulz haben wir, vom Verein KINDERHILFE e.V., ein wichtiges Gründungsmitglied und einen sehr geschätzten Menschen verloren. Aber die Vision, die sie und ihr Mann begründet haben, nämlich Familien mit krebs-und schwerkranken Kindern in ihrer schweren Lebenssituation zu helfen, die lebt in unserem Verein KINDERHILFE – Hilfe für krebs- und schwerkranke Kinder e.V. weiter und trägt Früchte.

Susanne Tholl